„Gestatten, Schramm.“

Marlene und Josef feiern Diamantene Hochzeit

dhschramm

Josef Schramm ist ein recht zurückhaltender Mensch. Sein großes Glück fand er, als er seine Reserviertheit nach langem Überlegen überwunden hatte – im letzten Moment. Dabei fand er in seiner Frau Marlene die Liebe des Lebens, am Samstag feiern die Beiden mit der Familie das Jubiläum der Diamantenen Hochzeit. Zu den ersten Gratulanten gehörte bereits Anfang der Woche Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch, der „weiterhin alles Gute, vor allem Gesundheit und viele gemeinsame Jahre“ wünschte.

Sowohl Marlene aus Ostpreußen als auch Josef Schramm aus Schlesien mussten noch in der Nachkriegszeit ihre Heimat verlassen, wurden über Umwege „nach Schönebeck gespült“, wie der 93-Jährige berichtete. In den Wirren und im Durcheinander der Vertreibung hatten ein Dach überm Kopf und genug zu essen auf dem Tisch die Priorität. Ein Glück war es, dass er nach seiner zwischenzeitlichen Tätigkeit in der Landwirtschaft eine Lehre bei einem Schmied aufnehmen durfte. Später arbeitete er in Elbenau, bevor er von „Hermania“ übernommen wurde. In der Zeit ging er regelmäßig zur Kirche, wo ihm Marlene Schramm ins Auge fiel. „Aber sie anzusprechen, das habe ich mich nicht getraut.“

Marlene Schramm absolvierte eine Ausbildung als Krankenschwester und war fromm erzogen worden. Der sonntägliche Besuch im Gotteshaus war obligatorisch. Sie mochte ihre neue Heimat in Bad Salzelmen sehr, dennoch musste sie sich im fernen Haldensleben bewerben, um Arbeit zu bekommen. „Also habe ich nochmal eine Abschiedsrunde zu Fuß durch den Stadtteil gedreht“, sagt sie. „Ich wollte tschüss sagen, weil ich ja für drei Jahre nicht mehr hier sein würde.“ Das war einen Tag bevor sie ihre Ausbildung begann. Plötzlich trat auf dem Marktplatz jemand neben sie und sagte: „Gestatten, Schramm.“  

Nach diesem Kennenlernen folgten ein Spaziergang, ein Gläschen Wein im Ratskeller und regelmäßige Heimatbesuche, in denen sich die Beiden besser kennenlernten. „Ohne diesen gemeinsamen Nachmittag wäre ich wohl nicht so schnell wiedergekommen“, sagte Marlene Schramm. Geheiratet wurde am 30. April 1964 standesamtlich, zwei Tage später kirchlich. Drei Töchter schenkten ihnen fünf Enkel, inzwischen gibt es auch einen Urenkel. Neben einem Schrebergarten und regelmäßigen Radtouren werden klassische Konzerte besucht, außerdem wird noch immer gern wandern gegangen. „Wir sind vielleicht kein ideales Paar, aber wir haben uns immer respektiert und sind nie eingeschlafen ohne uns vorher zu versöhnen“, erklärte Josef Schramm das Geheimnis der langen Ehe. Zum Glück hat er seine Zurückhaltung rechtzeitig abgelegt.